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Vom Winde verweht

Unaufhörlich rollen die mit weißen Schaumkrönchen versehenen Wellen an den Ostseestrand direkt gegenüber des Turniergeländes der EDGC 2023 in Tallinn. Was für die Betrachter*innen auf der kilometerlangen Strandpromenade in der Hauptstadt Estlands sehr schön aussieht, bereitet den Discgolfer*innen teilweise heftige Probleme. Insbesondere vor der riesigen Muschel auf den Bahnen eins und 18, deren Anblick allein schon Respekt einflößend ist, flattern die Fahnen und Flags wegen der wechselnden, böigen Winde teilweise sogar zeitgleich in entgegengesetzte Richtungen. Wahrlich keine einfachen Bedingungen, die allerdings für alle Spieler*innen der Europameisterschaft der EDGF gelten.

14 Bahnen lang lief es für Timo Hartmann gut

Die deutschen Männer verlieren in der zweiten Runde zusammen unglaubliche 52 Plätze (!). Damit kommt im Moment von den fünf deutschen Startern eigentlich nur noch Timo Hartmann (Kellenhusen) für die Teilnahme an der Finalrunde am Samstag in Frage.

In Runde 1 konnte der Münchener Carl Rose mit einer starken Leistung überzeugen. Am Donnerstag wurde auch er Opfer des Windes und im Gesamtklassement satte 35 Plätze nach hinten geweht. Gleiches galt auch für Joris Richter, der von Platz 49 auf Rang 60 abrutschte, Michi Stelzer (jetzt Rang 76) und Justus Friedrich, der „nur“ fünf Plätze verlor und nun 80. (von 92 Teilnehmern in der Open) ist. Ein ziemlich düsterer Turniertag der deutschen Männer.

Lediglich Timo Hartmann ließ am zweiten Turniertag die zahlreich anwesenden deutschen Fans – zumindest auf den ersten 14 Bahnen – etwas freudig lächeln. Hartmann hatte sich zu diesem Zeitpunkt sogar auf das Treppchen – er war virtuell Dritter – hervorgearbeitet. Doch bei der Annäherung auf Bahn 15 fehlten seiner Scheibe eher Millimeter als Zentimeter, um ihn in der Spitzenposition zu halten. Timo Hartmanns Scheibe landete im Teich statt unter dem Korb, was ihm an dieser Bahn in der Konsequenz zwei Zusatzzähler einbrachte. An der gleichen Bahn passierte einem seiner finnischen Konkurrenten im Flight praktisch das Gleiche, nur wurde dessen Scheibe von einem – natürlich im OB – aufgestellten Schriftzug gestoppt.

Der finnische Konkurrent im Flight von Timo Hartmann traf den im OB aufgestellten Schriftzug. (Fotos: Werner Szybalski)

Ab Platz zwei geht es sehr eng zu

Da es an der Spitze des Feldes hinter dem Führenden Dennis Augustsson aus Schweden, der seine 50er Runde vom Vortag mit einer 51er Runde am zweiten Turniertag bestätigte, sehr eng zugeht und zudem zwei Tschechen am Donnerstag offensichtlich den Wind von hinten – Bohdan Bílek sprang mit einer 52er Runde um zwölf Ränge nach oben auf aktuell den dritten Platz und auch Jakub Semerád zog mit deiner 54er Runde an Hartmann vorbei – hatten, rutschte Timo Hartmann durch die letzten Bahnen um einen Rang auf aktuell Platz fünf ab.

Wie eng es im Spitzenfeld ist, wird durch die nur sieben Würfe Differenz zwischen dem Zweitplatzierten Albert Tamm aus Estland und dem Zehntplatzierten des 92-köpfigen Teilnehmerfeldes deutlich. Dies, die ersten zehn Plätze,  ist auch der Zielrahmen, den sich vor dem ersten Turnierwurf Timo Hartmann selbst gesteckt hatte: „Heute bin ich gut angefangen. Es lief zunächst sehr, sehr gut. Als mir dies bewusst wurde, habe ich wohl den Druck verspürt, was für mein Spiel nicht glücklich war. Echt blöd, die beiden Bogeys zum Schluss der Runde waren unnötig. Ohne sie wäre heute Platz drei drin gewesen. Eigentlich wollte ich nur in die Top Ten kommen, doch nun ist mindestens Platz fünf mein Ziel. Die Top Five wäre super!“

Die zahlreichen Zuschauer konnten Timo Hartmann auf Bahn 18 nahezu zeitgleich live und auf dem großen Bildschirm sehen.

Jessica Cowley setzt das deutsche Tageshighlight

Die beiden deutschen Frauen waren wegen ihres späten Starts am Donnerstag so lange auf dem Kurs unterwegs, dass sie sogar erst verspätet zum Teammeeting der DGA beim Inder eintrafen. Dafür durfte Jessica Cowley aus Darmstadt aber auch einmal den Applaus der Kolleg*innen, Caddys und Fans genießen, denn die Britin im DGA-Team setzte das Highlight des Tages – nur ihr gelang es, sich in der Divisionswertung um – zumindest einen Platz – zu verbessern.

Cowley kommentierte ihren Erfolg mit klassischen britischen Understatement: „Es lag natürlich auch daran, dass ich gestern nicht mein Spiel habe machen können. Heute war ich zumindest etwas besser.“ „Etwas besser“ bedeutet eine Verbesserung um satte fünf Wurf (!), so dass 28-Jährige Cowley nun mit insgesamt 161 Würfen auf Rang 27 bei ihrem ersten großen internationalem Discgolf-Event rangiert.

14 Plätze besser liegt nach den zwei Runden die schon auf Welt- und Europameisterschaften gestählte Maren Mossig aus Baden-Württemberg. Sie startete Donnerstag etwas verhalten in die zweite Turnierrunde der EDGC 2023 und ließ auch zum Ende der Runde einiges liegen, weshalb sie in der Divisionswertung vier Plätze verlor.

Juniorin Martje Sumowski, hier beim Putt auf der Bahn 8, konnte am Donnerstag ihren fünften Platz in der Gesamtwertung verteidigen.

Finja Feldhoff wird durchgereicht

Die geplante Aufholjagd der deutschen Juniorin Martje Sumowski gelang am zweiten Turniertag nur teilweise. Zwar benötige die Münsteranerin, die vor dem Turnier zum erweiterten Favoritenkreis gezählt worden war, in Runde zwei auch fünf Würfe weniger als am Vortag, doch verharrte sie weiterhin auf Rang fünf. Bis zum Treppchen sind es immer noch zwölf Würfe, da sie am Donnerstag lediglich einen Zähler auf Rang drei gut machen konnte.

Nicht so gut lief es für Finja Feldhoff, die am zweiten Turniertag auf den zwölften und damit letzten Platz durchgereicht wurde. Trotz passablen Start und einem Birdie auf Bahn 9 sammelte die Gummersbacherin, die für die Discgolf Kellenhusen spielt, insgesamt 95 Zähler ein.

Auch Lennard Staszyk, der Junior aus Gelsenkirchen tritt ebenfalls für die Discgolf Friends Dortmund an, konnte mit seiner zweiten Runde nicht wirklich zufrieden sein. Er spielte eine 69er Runde und somit zwei mehr als am Vortag, weshalb er auch zwei Plätze in der Wertung abrutschte. Derzeit ist er als viertbester Deutscher im Turnier auf Rang 27 positioniert.

Die aktuelle Wurfzahl und Divisionsplatzierung der deutschen Teilnehmer*innen

Name Wurfzahl Platzierung Disvision
Timo Hartmann 111 5
Joris Richter 131 60
Carl Rose 133 64
Lennard Staszyk 136 27
Michael Stelzer 138 76
Justus Friedrich 141 80
Maren Mossig 143 13
Martje Sumowski 155 5
Jessica Cowley 161 27
Finja Feldhoff 178 12