DGA EDGC 2023 internationale Turniere News

Drei schaffen den Cut

Die beste Nachricht vorweg – drei Deutsche sind bei der Discgolf-Europameisterschaft 2023 in Tallinn auch noch am Finaltag am Start. In der Open spielt Timo Hartmann mit, bei den Frauen Maren Moßig und bei den U 18-Juniorinnen Martje Sumowski. Die weniger gute Nachricht: Alle drei haben am Samstag auf dem Sängerfestivalgelände wegen zu großem Rückstand praktisch keine Chance mehr, um die drei Treppchenplätze dieser EM mitzuspielen.

Rabenschwarzer Tag für Timo Hartmann

Timo Hartmann hatte auf der Runde am Freitag häufig Grund zum Grübeln.

Timo Hartmann aus Hamm erwischte am Freitag einen rabenschwarzem Tag. Der vor der Runde noch Fünftplatzierte verlor durch eine Katastrophenrunde mit 70 Würfen unglaubliche 23 Plätze. Trotzdem darf der Wahl-Kellenhusener natürlich am Samstag in Tallinn zeigen, dass er mehr drauf hat, als er heute auf dem Parcours präsentierte. Aktuell steht er nach den drei Vorrunden bei -5.

Etwas besser spielte am Freitag Maren Moßig, die nach drei Runde auf dem 16. Platz in der Frauenwertung notiert ist. Sie benötigte 78 Würfe und spielte damit ihre schwächste Runde in Tallinn.

Die Juniorin Martje Sumowski schaffte als Fünfte den Cut. Diesen Platz belegte die Münsteranerin ab der ersten Runde, in der sie an der Bahn sieben mit acht über Par ihre heimlichen Treppchenhoffnungen schon begraben musste.

Bei allen drei Spieler*innen ist der Einzug in die Finalrunde nicht wirklich überraschend, denn dieses Ziel hatten sich alle gesetzt. Bitter für Martje Sumowski und Timo Hartmann ist allerdings, dass ihre nicht offiziell geäußerten Hoffnungen auf den Kampf ums Treppchen diesmal nicht in Erfüllung gehen werden.

Juniorin Martje Sumowski (links) und Maren Moßig freuen sich auf die Teilnahme in der Finalrunde der Euro am Samstag in Tallinn. (Fotos: Werner Szybalski)

„Solche Anforderungen kannte ich nicht“

„Es ist cool im Finale zu sein“, freute sich Martje Sumowski, dass sie ihr Minimalziel für die Europameisterschaft erreicht hat. Auch Maren Moßig stimmte dieser Aussage zu. Beide räumten selbstkritisch ein: „Vor dem Turnier habe ich mich vielleicht etwas weiter oben gesehen.“ Doch insbesondere für die gerade 18 Jahre alt gewordene Sumowski war das Drumherum und die Größe sowie die Dauer der Veranstaltung völliges Neuland, obwohl sie schon ein paar internationale Discgolf-Turnier gespielt hat: „Die Bedingungen hier sind ganz speziell. Auch kannte ich aus Deutschland solche Anforderungen an mich und mein Spiel nicht.“

Die Finalrunde wollen beide am Samstag genießen und natürlich versuchen, sich an ihren „Problembahnen“ zu verbessern. Maren Moßig: „Bei mir ist es die Bahn acht, mit der ich heute hadere.“ Die 105 Meter lange Bahn acht muss downhill durch eine enge Allee mit einem Mando und rechts und links der Bäume OB ausgestattet. Moßig hat sie in den beiden ersten Runden Par gespielt. Heute allerdings sammelte sich mit sechs Würfen genauso viele Zähler an dieser Bahn ein, wie in den beiden Vortagen zusammen. Martje Sumowski hat für sich im Turnier einfach „zu wenige Birdies“ (zwei bislang) geworfen. An diesem Punkt will sie morgen angreifen.

Finja Feldhoff meldet sich zurück – Lennard Staszyk verpasst Brillengewinn

Nach seinem Birdie auf Bahn elf waren Lennard Staszyk (rechts) und auch sein Caddy Silas Grümmert sehr gut gelaunt.

Gemeinsam mit Martje Sumowski, die am Freitag eine 78er Runde spielte, trat Finja Feldhoff in der weiblichen U 18 an. Nachdem sich die Gummersbacherin in der 2. Runde wohl etwas selbst im Weg stand, fand sie am Freitag mit einer 85er Runde zurück zu ihrem Spiel.

U 18-Junior Lennard Staszyk aus Gelsenkirchen beendete seine erste Europameisterschaft und damit auch seinen ersten europäischen Einsatz für die DGA beziehungsweise seinen Heimatverein auf Rang 27. Er spielte konstant auf seinem aktuellen Leistungsstand und benötigte 202 Würfe für die drei Runden (67, 69, 66). Mut für weitere – auch internationale – Aufgaben machte sein letzte Bahn. Ausgestattet mit einer coolen Brille stand er oben über dem Sängerfestivalgelände auf dem Tee und versuchte ein Ass zu werfen. „Ich wollte auch so eine Brille, die es unten am Verkaufsstand gibt. Der Deal mit meinem mich begleitenden Vater war, dass ich bei einem Ass die Brille bekomme. So gab ich alles, was zwar nicht reichte, aber ein supergeiler Wurf war.“ Tatsächlich verfehlter sein Downhill-Hyser nach 161 Meter (!) Flug den Korb nur um einige Zentimeter. Trotzdem und zugleich als Ansporn für künftige Turniere legte Lennard Staszyk aus zwei Meter seine Scheibe locker zum Abschlussbirdie in den Korb hinein.

Jessica Cowley kam mit dem Windtag am Donnerstag klar

Nur die Wahlhessin Jessica Cowley, die Britin lebt in Darmstadt (Grüße des Schreiberlings an den Sportdirektor und den LV Hessen :-), spielte gemeinsam mit Juniorin Martje Sumowski (keine Hessin) aus dem zehnköpfigen deutschen Team am windigen zweiten Turniertag die beste ihrer drei Runden. Zwei Mal (Maren Moßig und Timo Hartmann) gelang am Donnerstag die zweitbeste Runde. Sechs Mal brachte die zweite Runde deutschen Spielern aber ihr schwächstes Ergebnis ein.

Jessica Cowley benötigte insgesamt 245 Würfe in den drei Runden (83, 78, 84) und es gelang ihr auch kein Birdie. Sicherlich war es einerseits schwer, da sie erstmals ein solch großes Turnier spielte, und andererseits war sie allein ohne Caddy auf den Runden. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen, ist ihr Cowleys 28. Platz allerdings durchaus respektabel. Mit der Spielerfahrung der etwa gleich alten Maren Moßig, die 221 Würfe in den drei Runden (69, 74, 78) spielte, wäre vielleicht auch in Tallinn schon deutlich mehr für Jessica Cowley drin gewesen.

Federico José Sörenson Sánchez, der für Spanien startende Discgolfer ist in NRW gut bekannt, reihte sich in Tallinn genau zwischen Michael Stelzer und Justus Friedrich ein.

Cut für fast alle deutschen Männer in weiter Ferne

Ohne seinen Katastrophendonnerstag wäre der Bayer Carl Rose durchaus ein Kandidat für die Finalrunde der Euro in Estland gewesen. Doch Rose ließ der 60er Auftaktrunde eine 73er Runde am zweiten Turniertag folgen, womit bei der starken Konkurrenz in Tallinn der Weg in die Top 46 praktisch versperrt war. Zwar ließ der Münchener heute noch eine 62er Runde folgen, aber die reichte nur, um sich acht Plätze weiter nach vorn (Rang 56) zu schieben. Zu Cut warf Rose am Ende sechs Mal zu viel.

Auch Michael Stelzer aus Söhnstetten bewies, dass er am Donnerstag vom Winde verweht worden war, denn Freitag spielte er wie Mittwoch eine 66er Runde, wodurch er zumindest noch ein Platz gut machte. Der ehemalige Vize-Europameister, Alterspräsident des deutschen Teams in Estland, kam mit 204 Würfen in den drei Runden fast an die Leistung von Junior Lennard Staszyk (202) heran.

Besser machte es der zur Zeit in Finnland lebende Niedersachse Joris Richter, der mit seinen 196 Würfen nur einem Wurf hinter Rose als drittbester Deutscher ins Ziel kam. Heute lieferte Justus Friedrich aus Dortmund mit einer 64er Runde den Nachweis, dass er zurecht im Aufgebot der DGA stand. Nur Carl Rose war in der dritten Runde zwei Würfe besser. Am ende reichte es für Friedrich zu Rang 76.

Kaum zu glauben, aber Kristin Tattar, die amtierende Weltmeisterin aus Estland und bei 16 Würfen Vorsprung auf die Zweitplatzierte im Finale am Samstag auch designierte Europameisterin, versemmelt diesen Putt an der Bahn 13.

Die DGA muss wachsam bleiben

Kritisch zusammengefasst, muss konstatiert werden, dass die Verantwortlichen in der Discgolf-Abteilung (DGA) und den Vereinen durchaus gefordert sind, denn wenn nur ein Fünftel der teilnehmenden deutschen Männer den Cut schafft, blinkt das Alarmlicht. Dies gilt – natürlich überproportional verstärkt durch die Männer, bei denen es allerdings kurzfristige Ausfälle zu verzeichnen gab – auch für das deutsche Gesamtteam, denn nur 30 Prozent der deutschen Teilnehmer*innen stehen morgen in drei der vier Finalrunden der diesjährigen Euro.

Die aktuellen Wurfzahlen und Divisionsplatzierung der deutschen Teilnehmer*innen

Name Div. 1. Runde 2. Runde 3. Runde Birdies Wurfzahl Platzierung Division
Timo Hartmann MPO 54 57 70 20 181 28
Maren Moßig FPO 69 74 78 3 221 16
Martje Sumowski wU18 80 75 77 2 232 5
Cut
Carl Rose MPO 60 73 62 14 195 56
Joris Richter MPO 64 67 65 11 196 62
Lennard Staszyk mU18 67 69 66 14 202 27
Michael Stelzer MPO 66 72 66 4 204 73
Justus Friedrich MPO 70 71 64 9 205 76
Jessica Cowley FPO 83 78 84 0 245 28
Finja Feldhoff wU18 83 95 85 5 263 12