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City Nord Open 2015

Ich will so sein wie Wolfgang
Hamburg. Wer hätte das gedacht? Fanden die ersten Hamburger City Nord Open noch bei Schneefall und die zweiten bei Dauerregen statt, wurde diesmal kostenlos Sonnencreme gereicht inklusive Einreibservice, angeboten durch den Autoren dieser Zeilen. Freilich mit der Einschränkung, nur von Werferinnen (Single, blond und U 30) in Anspruch genommen werden zu dürfen. Natürlich versuchten auch einige attraktive Plastikwerfer diese Regelung zu umgehen, aber die Herren Schacht und Görtz konnten trotz Perücke und wunderschön wehendem Langhaar rechtzeitig enttarnt werden.

Zum Spielverlauf: Am tropisch heißen Doppelfreitag fanden sich im Laufe des heißen Nachmittags beeindruckende 27 heiße Paarungen zusammen, die sich auf dem auf PDGA-Niveau angehobenen City Nord Kurs einspielten, bemühten und abschwitzten. Die offene Klasse gewann dabei das Pärchen Niko T und T-Kay S., bei denen viele – Facebook-Follower – vermuten, dass bei den Gelegenheitsmodels nicht nur Disc Golf geht. Die Mixed-Konkurrenz hingegen erlebte einen geteilten ersten Platz: Katharina Witt/Philipp Voß aus Delmenhorst und das Disc Golf Traumpaar Lida Zeiske/Fabian Bismar konnten sich schlichtweg nicht entscheiden, wer besser ist. Ergänzende Ausführungen erscheinen nicht erforderlich, da einfach nicht mehr passierte. Mehr passierte Freitag nicht

Der Samstag kam und mit ihm zuallererst die zahlreiche Disc Golf Club Hamburg Helferschar, die bereits um  fünf Uhr morgens – jedenfalls war dr.delay um diese Zeit vor Ort – letzte Hand an die Grüns legten.  Der Rest des vollen Teilnehmerfeldes trudelte gegen 8:30 Uhr ein, um sich immer noch rechtzeitig für einen weiteren Sonnentag mit allerdings gemäßigteren Temperaturen, und dafür ´ner ordentlichen steifen Brise am Nachmittag (was natürlich noch keiner außer Kachelmann wissen konnte) eincremmäßig (siehe oben) vorzubereiten. Manche warfen sich auch warm, was aber nach Ansicht des erfahrenen Autoren dieses Berichts genauso überschätzt wird, wie der lautstarke Haka der Maori vor Rugby-Spielen.

Nach dem heiteren Player´s Meeting ging es auf den nunmehr perfekt vorbereitenden Kurs, der liebevoll vom Hamburger Nachwuchs-TD und Doubles-Gewinner Fabian B. in Absprache mit seinem Co-TD Markus – dem Macher des weit über die Grenzen des Hanseatischen Weltreichs bekannten CN-Kurses, auch Nowc-Parcours genannt – in monatelanger Kleinarbeit am grünen Tisch entworfen wurde (Anmerkung der Red.: der Tisch ist wirklich grün und steht in Herrn Ladendorf´s ockerfarbenen Wohnzimmer, ganz Feng Shui).

Auf diesem (dem Kurs, nicht dem Tisch) warf sich zunächst einmal, der Open-Favorit und stolze Hannoveraner Niko Tsouloukidse warf sich erwartungsgemäß mit einer 50 (Kurspar: 58) nach vorne. Dicht gefolgt von den Herren Eberts (Greifswalde) und Bäss (Bremen) sowie Hamburgs Hoffnung Thommy Jahn. Unter Beifallsbekundungen das Turnier-Headquarter betretend wartete dort jedoch eine echte Überraschung auf Dr. T: Keine von ihm geschwängerte Krankenschwester, sondern eine 51, geworfen vom Multi-Master-Talent Sascha Görtz aus der Stadt mit dem Plopp-Verschluss. Letztgenanntem gelang dieses formidable Ergebnis im Übrigen trotz seines aufsehenerregenden Umstiegs von bisher verwendeten digitalen Laserentfernungsmessgeräten auf analoge Technik (Daumen),– Respekt, und das in seinem Alter.

Die zweite Runde konnte kommen und es wurde wie von Kachelmann prophezeit: windig, und zwar mitunter ziemlich. Aber noch besser: Während sich Dr. T. ebenso wie Jörg E. um jeweils einen Wurf verbesserten, stürmte von hinten der Friedberger Andrei Betea heran, mit einer schier unglaublichen 49 und dabei stets begleitet von seinem hübschen Caddie-Groupie.
Die Masters wurden weiter vom ehemaligen Stacking-Weltmeister deklassiert. Eine weitere, beeindruckende 52er-Runde wurde vom Titelgeber dieses kleinen Turnierberichts gespielt: Wolfgang Kraus, Rüsselsheimer Grandmaster und Sport Direktor unseres kleinen aber feinen Verbandes, wie die meisten wohl wissen sollten.

Bei den Damen setzte sich die reizende Maike Janiesch ab und die Juniors wurden angeführt vom Wahl-Hamburger Felix Dede.

Damit war auch schon der Boden für das spätnachmittägliche Ace Race, ebenso wie für die Player´s Party bereitet, über welche aus Gründen der Diskretion an dieser Stelle nicht weiter berichtet werden soll. What happens at the City Nord Open, stays at the City Nord Open.
Tag 2: Während der Großteil der Durchschnittswerfer den Vormittag nutzte, um abzuschlappen, schienen Kopfschmerzen und Schlafdefizit den meisten der Top-Spieler nichts anzuhaben. Andrei B. und Niko T. rockten jeweils mit einer weiteren Top-Runde (52), überboten aber vom zur Frühschoppenzeit immer stärker aufspielenden Jörg E., der sich mit einer grandiosen 50  ins Rampenlicht schob.

Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle der beste Nachwuchshamburger Robert Schulze-Nemak mit einer weiteren 56 und Antonia Faber aus Potsdam, die mit einer 58 die beste Damenrunde des Turniers ins Clubhause brachte.

Den Vogel schoss jedoch dr.delay´s Lieblingsgrandmaster ab, der eine weitere 52 golfte und den Rest der talentierten Altherrenrunde somit endgültig in Grund und Boden spielte. Im Rahmen eines während des Finales geführten Geheiminterviews offenbarte Wolfgang dem bekanntermaßen nur mittelmäßig talentierten Schreiberling dieser Zeilen, der zudem noch seinen höchst demotivierenden Zweitrundenflight verarbeiten musste, dass er keine Nervosität zu kennen scheint. Mental heißt bei ihm: Er braucht die Herausforderung. Je anspruchsvoller desto oller und doller. Spielen die anderen gut, spielt er besser. Großes Plastik-Kino, lieber Wolfgang!

Im Open-Halbfinale schob sich dann noch Dennis Kubin nach vorne und sorgte dafür, dass das spektakuläre und hochspannende Open-Finale frei von Hamburgern blieb.
Teilspannend verlief auch die Damen-Konkurrenz, in der erst an der vierten Bahn im Stechen dr.delay´s Lieblingsspielerin of all times: Sandra (Wede-)Meyer der wundervollen Anne-Katrin Voss den Vortritt lassen musste. Auch hier also nix mit Hamburgern im Finale.

Zu eben diesem: Bei den Damen ließ sich Maike J. ihren Vorsprung nicht mehr nehmen und gewann am Ende mit drei Würfen vor Wiebke Becker, die wiederum zwei Würfe weniger als Antonia F. benötigte.

Bei den Senior Grandmastern gewann Wilfried Weder mit bescheidenen 15 Würfen vor Siegfried Metter und der wiederum knapp vor Willy Leifermann.

Mit gefühlten 69 Würfen vor dem Kasseler Jürgen Hengstler und dem Dritten Frank Schneider aus der Jugendherberge in Meinerzhagen empfahl sich der Rüsselheimer Grandmaster Wolfgang Kraus für ganz große Turniere, vielleicht ja mal auf der anderen Seite des großen Teichs.

Zwei Dinge ergänzend dazu: Die Grandmaster spielten teils tolle Ratings, nur war Herr Kraus einfach mental gedopt und unschlagbar (nach der dritten Runde lag er im Gesamtergebnis gerade einmal zwei Würfe hinter Niko T.). Außerdem braucht sich niemand bei ihm als Caddie bewerben – den Job bekommt dr.delay sowieso.

Die Masters wurden ebenfalls souverän gewonnen und zwar von einem so stark verbesserten Sascha Görtz aus Flensburg, dass einen die Angst beschleicht,  er könnte auch in dieser Disziplin eines Tages Weltmeister werden, nur um sich anschließend dem Rhönradturnen zuzuwenden  und dort dann weitere Titel sammelt. Sechs Würfe dahinter der Dauerbrenner und Zwangsbraunschweiger Frank Brügmann, wurfgleich mit dem Hamburger Lichtblick auf Oldie-Seite: Volker Meyer.

Die Junioren freilich boten echte Dauerspannung und am Ende hatte der bereits erwähnte Frank D. die Nase vorn. Wurfgleich mit dem späteren Zweiten Robert N.-S., der sein Weniger an Jahren und Turniererfahrung trotzdem mit einer tollen Silbermedaille belohnen konnte. Wenigstens hier sah Hamburg gut aus. Noch besser sah allerdings der erst 11jährige Timo Hartmann aus, der nicht nur mit seiner beeindruckenden Spielweise sondern sich auch mit seinem Haircut für Hochglanzmagazine wie DiscGolfer, Bravo oder auch Teen Vogue empfahl. Keanu Buck aus Bremerhaven rundete das Quartett ab.

Last but not least kam es zum heiß erwarteten Open-Finish auf fünf final-modifizierten Bahnen. So musste beispielsweise unter Brücken hindurchgerollt und aus luftiger Höhe abgeworfen werden. Toll dabei, dass nahezu alle Spieler nebst Anhang als auch zahlreiche unbedarfte Zuschauer mitgingen. So macht ein Finale riesig Spaß. Der Zweikampf zwischen dem hochkonzentrierten, ein wenig nervös wirkenden Jörg E. und dem stets lächelnden Dr. T. konnte beginnen.

Bahn für Bahn tastete sich Zweitgenannter heran und ließ deutlich werden, dass er das Zeug zum Publikumsliebling hat. Wurde grundsätzlich jeder gute Wurf der final five bejubelt, war selbiger Jubel bei Niko immer ein kleines bisschen lauter. Das, obwohl auch ein toll aufspielender, allerdings zu weit zurückliegender Jan B. bestes Disc Golf zeigte. Lediglich Andrei und Dennis hielten sich mit einer dr.delay bestens bekannten Mischung aus Pech und ichkannnichtmehrbinmüdeundwilllieberfernsehen etwas zurück, rundeten den Finalflight aber auf imposante Weise ab.

Am Ende sollte es für Niko jedoch nicht mehr ganz reichen und Jörg Eberts gewann mit seinem superkonstanten Spiel verdient und mit zwei Würfen vor sein erstes B-Turnier. Er wird sicher auch in Zukunft vorne mitmischen.

Fazit ist, dass der Disc Golf Club Hamburg ein gelungenes B-Turnier ausrichtete und selbst in Sachen Wetter nichts zu wünschen übrig blieb. Wünschen tut sich der Autor hingegen … aber das steht ja schon ganz oben.

Vollständige Ergebnisse unter: pdga.com/tour/event/20824 (Open) und discgolf-hh.de/index.php/citynordopen2015 (Doubles).